Am 11. November 2008 fand in den Salons am Potsdamer Platz in Berlin das erste Internationale Kolloquium der Gregor Mendel Stiftung statt. Unter dem Titel »Pflanzen für die Menschheit« hatte die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu einer globalen Betrachtung zukünftiger Markt- und Produktionsentwicklungen eingeladen.
In einer spannenden Debatte nahmen die Vertreter aus den verschiedensten Bereichen Stellung. Shri T. Nanda Kumar, Staatssekretär aus dem indischen Landwirtschaftsministerium, zeigte das große Potenzial der indischen Landwirtschaft auf. Die indische Landwirtschaft sei auf einem guten Weg und bereits jetzt in der Lage, eine Spitzenstellung in der Welt einzunehmen. Voraussetzung sei es, den Technologie-Transfer und Entwicklung eigener Technologien zu gewährleisten sowie landwirtschaftliche Unternehmer durch eine entsprechende Politik zu fördern. Eine besondere gesellschaftliche Herausforderung liege in der zunehmenden Urbanisierung.
Dr. Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der deutschen Welthungerhilfe, mahnte Weitblick und mittelfristige Förderung der Landwirtschaft an. Insbesondere seien die angewandte Forschung in den Entwicklungsländern, die Beratung sowie die Förderung von Mikrokrediten wichtige Instrumente, das bislang oftmals nicht ausgeschöpfte Produktionspotenzial zu steigern. Er forderte den Verzicht auf einen schnellen Ausbau der Agrarenergie. Dr. Josef Schmidhuber, Welternährungsorganisation FAO, erläuterte die Auswirkungen der verstärkten Nutzung der Agrarenergie auf die Märkte. Nach Berechnung der FAO werden die Nahrungsmittelmärkte zunehmend gesättigt, jedoch schafft ein vorausgesagter hoher Ölpreis ein Mindestpreisniveau für Nahrungsmittel. Die Auswirkungen der Finanzkrise seien nach Auffassung von Schmidhuber noch nicht fassbar. Geringere Liquidität könnte fatale Auswirkungen auf das Kaufverhalten, die Entwicklungspolitik haben, die Hochpreissituation wieder umkehren und einen negativen Investitions- und Kreditschock (privat und öffentlich) nach sich ziehen.
Die Ansätze zusammenzuführen, forderte Dr. Peter Franck, Pflanzenzucht Oberlimpurg. Pflanzenzüchtung kann standortangepasste Sorten züchten und damit den entscheidenden Anteil zur Steigerung der Produktivität vor Ort leisten. Dies setze jedoch weltweit wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für Zukunftsinvestitionen voraus. Um das Grundrecht auf Nahrungsmittel für die Menschheit zu gewährleisten, seien globale Agrarforschung und Kooperationen zwischen Wirtschaft, Politik und Forschung unerlässlich, fasste Dr. Franck abschließend zusammen.
Die Vorträge und Diskussionsbeiträge werden Anfang 2009 im dritten Tagungsband der Schriftenreihe der Gregor Mendel Stiftung veröffentlicht.