Die Gregor Mendel Stiftung hat am 17. November 2022 in Berlin ihren Innovationspreis an die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Prof. Dr. Nils Stein und Dr. Martin Mascher für die Entschlüsselung der komplexen Genome von Weizen, Gerste und Roggen verliehen. Das Forscherteam hat Methoden und Strategien entwickelt, um die genetische Vielfalt dieser Kulturarten zu erfassen, zu beschreiben und interessierten Nutzern zur Verfügung zu stellen. „Die Preisträger haben einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Genbanken zu biodigitalen Ressourcenzentren für die Forschung und angewandte Züchtung geleistet. Diese Generierung bio-digitaler Daten ist ein großer Wert für die praktische Züchtung und die Entwicklung klimaangepasster, effizienter Sorten“, begründete Prof. Dr. Maria von Korff Schmising, stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Gregor Mendel Stiftung, die Auszeichnung.
Während des Festakts unter dem Titel „Wissen, was nutzt – Pflanzenforschung und Pflanzenzüchtung für Nahrungssicherung und Gesellschaft“ wurde anlässlich seines 200. Geburtstags in diesem Jahr auch Gregor Mendel als Begründer der systematischen Pflanzenzüchtung und der modernen Biologie geehrt. Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zeigte die Schlüsselrolle von Pflanzenzüchtung und Pflanzenzüchtungsforschung auf, um Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nachhaltig, klimarobust und ressourcenschonend auszurichten. Das BMBF unterstütze die Züchtung und die Nutzung widerstandsfähiger, ertragreicher Pflanzensortenmit geeigneten Maßnahmen. So werde mit einer starken Pflanzen- und Pflanzenzüchtungsforschung Wissen für nachhaltige Innovationen gefördert, beispielsweise durch Ausschreibungenin den Bereich Bioökonomie, Epigenetik oder Züchtung von klimaangepassten Sorten und Kulturpflanzen. Das BMBF unterstütze eine wissenschaftsbasierte Anpassung der Regulierung neuer Züchtungsmethoden. Die Bürgerinnen und Bürger müssten auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft mitgenommen werden.
In ihrer Laudatio hob die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, das Potenzial der Pflanzenzüchtung hervor, die Welternährung der Zukunft mitzugestalten. Die Arbeiten des Forscherteams ermöglichten es, die Entwicklung von Sorten für eine Vielzahl von Kulturpflanzen zu beschleunigen, die an die Zielumwelt bzw. die unterschiedlichen agroklimatischen Bedingungen auf lokaler Ebene angepasst seien. Die Erkenntnisse seien auch Hoffnungszeichen für das Tun der Welthungerhilfe, da sie für andere wichtige Kulturpflanzen und „orphan crops“ in Ländern des Südens anwendbar seien. Die genetische Diversität sei der Schlüssel zur Verbesserung dieser Pflanzen – und damit zur Lebensmittel-und Ernährungssicherheit.
In ihrer Ansprache eröffneten die Preisträger eine Zukunftsperspektive für ihre Arbeiten: „Der nächste Schritt ist die tiefergehende genomische Charakterisierung unserer Getreidesortimente mit einem Fokus auf Landrassen aus der ganzen Welt und verwandte Wildarten der Kulturgetreide. In Zukunft werden auch andere Kulturarten wie Eiweiß-und Futterpflanzen Gegenstand unserer genomischem Forschung sein. Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung von Genbanken, und insbesondere digitale Sequenzinformation, den Wert der in Genbanken bewahrten Kulturpflanzendiversität vervielfachen kann. Diese Arbeiten sind mit einem hohen Aufwand verbunden“, so Prof. Stein und Dr. Mascher.